Mittwoch, 26. Mai 2010

Getier.

Es sind wieder Momente überall und Überwältigungen und Diskrepanzen rennen in einen rein an jeder Straßenecke, während man über Zebrastreifen humpelt und von Autos bedrohlich nah angestoßen wird, doch bitte schneller die Straße zu überqueren beziehunsgweise aus dem Weg zu gehen. Diese Bedrängnis immer und diese Unbeholfenheit im ach so wackeren Dasein jeden Tag. Unrecht schleppen wir im Herzen mit uns rum, als Mensch an sich. Dummheit und die Sucht nach Mehr und Reize nach Reizüberflutungen und Adrenalin. Machen Fehler und finden es erregend, finden es großartig und fühlen uns großartig und schreien laut, wenn überbezahlte Menschlein in überteuerten Bildschirmen auf überbewertete Bälle eindreschen und eigentlich doch nur gleich wieder umfallen und sich die Waden halten, die Hände gefaltet über den zentimeterdicken Knieschonern. Und wir brüllen und reißen die Arme in die Luft und sind so stolz und halten es dann auch noch für richtig. Für kollektiv und also nicht schlimm und sogar gerechtfertigt und erstrebenswert. Helden machen und ernennen aus dem Nichts in eine Welle. Jeder will wer sein und beneidet das Sein der anderen und pauscht es auf bis zur Schmerzgrenze und wir fallen hin und auf die Knie und kleine Mädchen kriegen Panikattacken beim Gedanken an vollkommen realitätsentwendete Jugendliche und Heranwachsende und komm, wir greifen etwas Schönes auf und verändern es und machen es billig und verwertbar (populär) und verkaufen es teuer und alle werden es lieben und am besten machen wir eine Sendung daraus, weil ja eh alle immer vor dem Fernseher sitzen und alles glauben, was wir ihnen sagen.
Wir sind so: wir lieben Fußball und Bier und bei unserer Avantgarde reicht es gerade noch zum Latte Macchiato. Wir denken uns was und sagen es nicht. Wir denken noch mehr und schlafen dann schlecht und sind grantig und sauer auf andere und auf die Arbeit und auf das Leben und wollen kreativ sein und werfen doch nur wieder Flaschen an die Wand, weil nichts so ist, wie es sein könnte (sollte). Bekämpfen unsere Unsicherheit durch Überheblichkeit und Arroganz und Ignoranz und Egozentrik und können keinen normalen Satz mehr sagen, der nicht vor Floskeln strotzt, und verfolgen anstelle von Zielen lieber Ideale und ruhen uns dann aus auf der Tatsache, dass sie unerreichbar bleiben werden.
Netter Versuch. Und hier, eine Floskel: Im Ansatz erstickt.

Es schmatzt und es scheißt und es säuft und es liebt und es hasst und es träumt und schreit dabei. Es ist ein lautes Tier. Wir sind lauter Tiere.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen