Montag, 23. November 2009

Nachrichten.

Ich habe die Nachrichten gesehen vor einigen Minuten oder vielleicht schon vor einer Stunde. Ich weiß nicht, was ich halten soll von arrangierten und bewusst in die Länge gezogenen Handschlägen ohne Augenkontakt und dem Blitzlicht und also offensichtlich einzigem Sinn dieser Berührung. Es gibt mir ein trostloses Gefühl. Das Gefühl der Herabsetzung eines ganz Wunderbarem zu etwas Zweckdienendem. Ich kann mich nicht konzentrieren und vielleicht finde ich es nur deshalb unangebracht, jemandem die Hand zu reichen und dann in eine Kamera zu lachen und die Hand zu schütteln und zu schütteln und nicht los zu lassen, bis alle ein gutes Bild davon haben.

Sonntag, 22. November 2009

...und hoffentlich geht es euch gut

Abi Entlassungsfeier 2000. „Und wir freuen uns, wenn wir uns in 10 Jahren wiedersehen und schauen, was aus uns geworden ist.“

Der Spiegel schreibt, die neue Generation der 25-35-Jährigen befindet sich in der Krise. Wir sind die Krisenkinder, die ausschließlich nach Sicherheiten lechzen. Spätestens seit dem 11. September ist jedoch deutlich geworden, dass es keine Sicherheiten mehr gibt und wir, zwischen Praktikum in Hamburg, Auslandsaufenthalt in Buenos Aires, suchen verzweifelt nach einem Halt. Meine Generation hat Eltern, denen das Wort Krise fremd ist: Sie kennen keinen Krieg mehr und sind im Wohlstand der 70er- und 80er-Jahre aufgewachsen. In ihrem kleinen Häuschen frönen sie sich ihrer selbst, erzählen sich und ihren Freunden, was ihre Kinder Tolles machen, während sie sie drangsalieren und antreiben, sich endlich festzulegen. Zwischen einem relativ stabilem und sicherem Elternhaus und der Unsicherheit unserer Zeit stehen wir.

Meine Generation hat keine Ideale. Ein Ideal kann nur haben, wer liebt, was er tut und es auch wagt, die Fährte zu verlassen und andere Wege zu gehen. Wir trotten hinter der Herde hinterher, wir haben keine Stimme, wir haben noch nicht einmal einen Anführer. Der wäre vielleicht verpönt, würde es jedoch einen geben, wäre das im günstigsten Fall Gesprächsthema eines Buisness-Lunch im Asia Pavillion am Potsdamer Platz. Das war’s. Keine Diskussionen, keine Rebellion, aber auch keine Akzeptanz. Einfach nichts. Wir haben die besten Lebensläufe, Leben ohne Brüche. Ich ducke vor der kleinsten Konfrontation, vor dem wenigsten Beweis an Mut und Durchsetzungsvermögen.

Wo sind sie denn hin, unsere Leidenschaften?

Heinrich Böll sagte in einem Interview in den 70er-Jahren, er würde sich wünschen, dass Kinder wieder anfangen, etwas Sinnloses zu tun. Und wenn sie auf der Straße bolzen. Heutzutage, so Böll, wohlgemerkt sein Kommentar ist über 30 Jahre alt, würden Mütter ihre Kinder vom Französisch- zum Englischunterricht, vom Klavier zur Sportstunde karren, ohne dass sich wahre Leidenschaften der Kinder zeigen könnten. Kinder werden zu perfekten Lebensläufen gezüchtet, ohne dass sie lieben dürfen, was sie tun. Nichts gegen Bildung. Bildung ist eine Vorraussetzung für Leben. Aber Bildung erfordert Leidenschaft, sonst ist sie nur Mittel zum Zweck und ohne eine Basis. So sind auch Lebensläufe Friedhöfe, solange sie nicht mit Liebe und Passion gefüllt sind. Sie sind das Abbild einer Generation, die sich rechtfertigt, wenn sie drei Monate nicht effektiv war.

Ich würde heute immer noch gerne die Abschlussrede halten wollen. Nach 10 Jahren wünsche ich mir, dass wir schauen, wie es uns geht.

Samstag, 21. November 2009

freunde?

sprechen wir uns an. ja, sprechen wir uns direkt an. lasst uns kein blatt vor den mund nehmen, bitte ich euch. lasst uns das feld räumen für worte, die allen bitte- und dankeschöns eins aufs maul geben. lasst uns toben und wüten und alles auseinanderreissen, was uns einengt. wir haben nur sie. die worte. und wir haben das hier. schwarze schrift auf weissem grund, blablablaaa. jipieeeyeah, aber ja lasst uns ausrasten, ausflippen, alles auseinandernehmen, was nicht niet- und nagelfest ist. sonst macht es irgendwann peng in euren köpfen und alles klebt an den schaufenstern. alles so schön sorgsam sortierte, archivierte der letzten jahre. die ganze archivierte scheisse ergiesst sich als klebriger brei über's spitzendeckchen und dann ist's eh raus. was ihr so getrieben habt die ganze zeit. und alle werden schmollen und sich beleidigt in die ecke verziehen. weil ihr sie verarscht habt und sie's nicht mitbekommen haben. aber das meine lieben, wollen wir doch nicht. wir wollen doch nicht verschrecken mit dem wirrwarr, mit dem absoluten chaos, das wir nach aussen immer so sorgfältig archiviert und sortiert anpreisen. alles in ordnung da oben? ja, ja alles bestens. muss nur noch kurz den krimskrams unterm bett verstauen.
und bitte bitte, dringendste bitte: freies assozieren! nie nie nie darauf achten, wie's sich anhört. nicht hier. wenn ihr mich hier in schranken weisen wollt, bin ich raus.

Antwort auf deine Frage

Weil ich euch nicht vertraue.

Weil ich nicht weiß, was ihr über mich denkt, weil ich nicht weiß, ob meine Gedanken schlau genug für euch sind. Weil ich anfange, zu schreiben und weiß, dass ihr es lesen werdet. Ich schreibe für euch. Auch jetzt versuche ich dir so zu antworten, dass du es geil, wie du so schön sagst, es krass findest.

Freunde sind dafür da, Wahrheiten auszusprechen. Machst du das? Und wenn nicht, sind wir dann deine Freunde?

Taps.

Fingerspitzen brechen wie Bleistifte beziehungsweise lösen sich auf wie die Haut sich schält und die Fingernägel immer wieder geschnitten werden. Auf dem Boden mit nackten Füßen tapsend sieht der Tag aus wie keine Aufgabe, weil manchmal das Geräusch der Füße auf dem Boden alles ist, das man hört. Oder das Glucksen einer Flasche und dann die Trinkgeräusche und die Essgeräusche überall und es ist ohnehin das, was wir tun: Routine. Leben ist ja immer eine Wiederholung vom Aufwachen zum Toilettengang zur Dusche zur Mahlzeit zum Getränk zum Abwasch zur Wäsche zum Arbeiten zum Kaffee zum Gespräch und zum Dasein. Hin und her und hin und.
Und.
Meine Füße kleben fast auf den Fließen und ich denke an den Teppich in einem anderen Haus und an dann noch gleich viel mehr. Schaue raus und sehe nichts von Weihnachten, nur in den Geschäften schon reichlich und sehe Menschen sich kleine Engel kaufen und denke an Weihnachtsbäume. Kerzen und eine Badewanne und man braucht eigentlich keine Socken, wenn man nicht raus geht und kann sich festhalten an dem Tapsen. Mal ohne Schuhe und mal ohne Socken und mal ohne Achtung. Also: Achtung wie Vorsicht. Und mal nicht aufpassen, welches Wort wie und wann verwendet wird und wie es verstanden werden könnte und vorher eigentlich gemeint war. Mal ohne Erwartungen. Ja. Nur sein. Barfuß und egal.

Die Worte laufen vor mir davon wie alte Freunde. Oder: ich laufe den Worten davon wie alten Freunden. Bisweilen aber hält mich ein Satz vom Schlafen ab oder vom Laufen oder davon, etwas zu essen und etwas zu trinken und Wäsche zu waschen und mich selbst zu waschen und hält mich sogar davon ab, mich schmutzig zu machen und meine Umgebung. Bisweilen hält mich ein Satz davon ab, konversieren zu können und handeln zu können und ich vergesse, wie man eine Dose öffnet oder ein Hemd zuknöpft und bisweilen hält mich ein Satz davon ab, aus der Haut zu steigen oder fahren oder fliegen.

Manchmal ist da dann nur der Satz und noch das Tapsen auf dem Boden und ich denke: ich bin bodenständig.

Freitag, 20. November 2009

tschuldigung immer nur tschuldigung

hier sollte mehr bewegung rein!
versteh ich nicht. wir sind doch alle menschen mit wirren gedanken im kopf, wieso werden die hier nicht ausgeschüttet? versteh ich überhaupt nicht sowas. wir müssen doch mehr wollen oder? mir ist das zu wenig. da werde ich ganz irre im kof. wenn ich weiß, da gibts ne möglichkeit etwas zu produzieren, aber keiner ergreift sie. kommt! was ist los mit euch? ist öffentliches beschimpfen erlaubt? oder erwarte ich zuviel? erwarte ich generell zuviel? ja, ist das überhaupt das eigentliche problem? hab ichs jetzt endlich gecheckt, was die ganze zeit schon schiefläuft? hab ich einfach falsche einstellungen zu allem? und wer um himmels willen hat mir die eingetrichtert? ich mein, wieso lebt ihr so und ich so? wieso denkt ihr so und ich so? wieso kapier ich sovieles nicht und ihr vermeintlich auch nciht, aber euch merkts man nicht an? und red ich mich hier grad um teufelskragen? oder etwa um teufelsküche? und was verdammt mach ich mit dem wissen, ja hey zuviele erwartungen auf einmal? wie bitte und vor allem welche konsequenzen soll ich daraus ziehen? mich verpissen? wohin? aus mir? geht nicht. ich steck ja knietief drin. in dem desaster. und wie's aussieht, bleibt das jetzt auch erstmal ne weile so. oh mann. das hört sich nicht gut an. aber eigentlich kann man auch ganz schön viel drüber lachen. eigentlich ist das alles hier ganz schön witzig. wenn's die leute nur nicht so ernst nähmen. oder bin ich der erste ernst. der anfang vom ende. das ende der wurst. oder das faustdicke. was mach ich nur damit? mit dem zeugs in mir? verkaufen? verschrotten? verleihen? verschenken? wenn ich nicht sooft so tun müsste als ob, wär ja im grunde alles paletti. aber das sich benehmen müssen, das erschwert schon vieles. einiges. es versaut doch auch so vieles. ich bin nicht einmal betrunken. nur kamillentee im kopf.

Samstag, 14. November 2009

Material

Nichts hinzufügen.
Nichts weglassen.

Bedeutet für einen Architekten, das Material so zu nehmen, wie es ist. Man kann etwas daraus machen, man darf Eisen schmelzen, um es biegen zu können, eine vertikale Fläche in eine horizontale bringen (solange es sich um ein Quadrat handelt); man darf nur nicht gegen das Material arbeiten, indem man etwas ihm nicht Eigenes hinzufügt oder wegnimmt.
Der Unterschied zum Material ist, dass wir glauben bestimmen zu können, was das Ureigenste des Materials ist.

Freitag, 13. November 2009

ab morgen wieder mit dem fahrrad

besser kann der tag kaum beginnen. stehend in der straßenbahn. das leid des wohlstandsmenschen ist schon morgens deutlich in den gesichtern der benutzer des öffentlichen nahverkehrs zu erkennen. getrieben von dem gedanken das arbeit oder geld sie frei machen würden, quetschen sich massenhaft menschen in ein bereits überfülltes transportmittel um möglichst schnell irgendwo anzukommen. einige zeitgenossen erscheinen mir bereits auf den ersten blick relativ ungepflegt. leider wird diese annahme sofort durch den strengen körpergeruch eines jungen mannes der nur unweit von mir entfernt steht bestätigt. hinter mir üben sich kinder auf dem weg zur schule erfolgreich in dem energischen versuch möglichst viel lärm zu erzeugen. langsam drengt sich mir der gedanke auf: ich muß unbedingt den platten in meinem fahrradreifen reparieren. ein gentleman vor mir macht einer alten dame seinen platz frei. ich danke ihm und setze mich.

Donnerstag, 12. November 2009

Vom Fiaker gefallen

Wem sollte man in Wien unbedingt und feste auf die Nase hauen?
Wo liegen die höchsten Blätterberge herum, durch die man durchmarschieren kann?
Wo schmeckt die Apfelsaftschorle am besten?
In welchem Club gibts die besten Raufereien?
Wo sind die Menschen am schönsten anzuschaun?

Montag, 9. November 2009

Waggons.

Sa sitzen sie in ihren Reihen und sprechen in ihr Telefon und hören gleichzeitig Musik mit dem Telefon und machen vielleicht an einer schönen Stelle noch ein Foto mit dem Telefon oder einfach von sich selbst. Und es geht um Modernes und Wichtiges und ums Mitmachen und Gut Sein in dem, an dem man partizipiert und im Hintergrund die Ansagen der Stimme aus dem Off. Die noch sagt, auf welcher Seite man aussteigen soll. Dabei hört es ja niemand. Und die Leute fallen reihenweise aus den Waggons auf den Sicherheitsstreifen und werden angebrüllt aus der Kabine heraus, nach hinten zu treten. Aber sie hören es ja nicht mal.

betriebsam

Darf arbeit mit einem machen, was sie will?

Darf man an sie den anspruch stellen, einen glücklich zu machen?

Und was zum teufel muss man alles mitmachen, aushalten, nur um ihr nachgehen zu können? Die welt ist irgendwie komisch geschnitten. Das ist sie in der tat. Im moment habe ich das gefühl, dass sie komplett aus den fugen ist. Ich weiß nicht mehr ein noch aus. Was passiert, wenn ich geradeaus gehe, was, wenn ich aber stattdessen einfach links abbiege. Was ist möglich? Was einfach unmöglich? Und warum verdammt machen die menschen all das, was mit ihnen geschieht, mit? Warum ist da keine wehr? Und warum aber soviel unverständnis gegenüber gegenwehr? Sind sie mit entrüsteten blicken geboren worden? Und wurde ihnen der satz „wie kannst du nur?!“ in die wiege gelegt? Ich verstehs alles gerade noch viel weniger als sowieso schon. Was das ganze nicht einfacher macht. Und ich weiß nicht, ob das hier der richtige ort ist, um sowas loszuwerden. Aber ich wurde eingeladen. Und einladungen soll man ja nicht ablehnen. Man möchte ja nicht unhöflich sein. Auch son ding, das einem in die wiege gelegt wurde.

Prost!

Suspekt

kurzschläfer.
aufgeräumte Schreibtische.
leere bücherregale.
entkoffeinierter kaffee.
Topfpflanzen.
Goldkettchen.
leise Musik
laute Musik.
Pärchen.

Samstag, 7. November 2009

Freitag, 6. November 2009

von der rolle. neben der spur. vom rechten weg abgekommen. zack, wieder mitten drin. im vollen zug. voller fussballfans und feierabendfeierer. after work party wieder und wieder und wiedergänger. solang bis es klappt mit dem erdbeer daiquiri und der brünetten in dem engen rosa shirt mit strassteinen. bierfahne schlägt dich ins gesicht und holt dich zurück ins hier und jetzt. die meinen's doch nur gut.
querschnitt leben von manchen, freitagnacht.

Hier.

Wir laden ein. Zur Stimmabgabe.
Schreiben und Bilder machen und Bilder malen und sonst was.
Tut einfach und tut öfter.
Zum Beispiel: Hier.