Sonntag, 22. November 2009

...und hoffentlich geht es euch gut

Abi Entlassungsfeier 2000. „Und wir freuen uns, wenn wir uns in 10 Jahren wiedersehen und schauen, was aus uns geworden ist.“

Der Spiegel schreibt, die neue Generation der 25-35-Jährigen befindet sich in der Krise. Wir sind die Krisenkinder, die ausschließlich nach Sicherheiten lechzen. Spätestens seit dem 11. September ist jedoch deutlich geworden, dass es keine Sicherheiten mehr gibt und wir, zwischen Praktikum in Hamburg, Auslandsaufenthalt in Buenos Aires, suchen verzweifelt nach einem Halt. Meine Generation hat Eltern, denen das Wort Krise fremd ist: Sie kennen keinen Krieg mehr und sind im Wohlstand der 70er- und 80er-Jahre aufgewachsen. In ihrem kleinen Häuschen frönen sie sich ihrer selbst, erzählen sich und ihren Freunden, was ihre Kinder Tolles machen, während sie sie drangsalieren und antreiben, sich endlich festzulegen. Zwischen einem relativ stabilem und sicherem Elternhaus und der Unsicherheit unserer Zeit stehen wir.

Meine Generation hat keine Ideale. Ein Ideal kann nur haben, wer liebt, was er tut und es auch wagt, die Fährte zu verlassen und andere Wege zu gehen. Wir trotten hinter der Herde hinterher, wir haben keine Stimme, wir haben noch nicht einmal einen Anführer. Der wäre vielleicht verpönt, würde es jedoch einen geben, wäre das im günstigsten Fall Gesprächsthema eines Buisness-Lunch im Asia Pavillion am Potsdamer Platz. Das war’s. Keine Diskussionen, keine Rebellion, aber auch keine Akzeptanz. Einfach nichts. Wir haben die besten Lebensläufe, Leben ohne Brüche. Ich ducke vor der kleinsten Konfrontation, vor dem wenigsten Beweis an Mut und Durchsetzungsvermögen.

Wo sind sie denn hin, unsere Leidenschaften?

Heinrich Böll sagte in einem Interview in den 70er-Jahren, er würde sich wünschen, dass Kinder wieder anfangen, etwas Sinnloses zu tun. Und wenn sie auf der Straße bolzen. Heutzutage, so Böll, wohlgemerkt sein Kommentar ist über 30 Jahre alt, würden Mütter ihre Kinder vom Französisch- zum Englischunterricht, vom Klavier zur Sportstunde karren, ohne dass sich wahre Leidenschaften der Kinder zeigen könnten. Kinder werden zu perfekten Lebensläufen gezüchtet, ohne dass sie lieben dürfen, was sie tun. Nichts gegen Bildung. Bildung ist eine Vorraussetzung für Leben. Aber Bildung erfordert Leidenschaft, sonst ist sie nur Mittel zum Zweck und ohne eine Basis. So sind auch Lebensläufe Friedhöfe, solange sie nicht mit Liebe und Passion gefüllt sind. Sie sind das Abbild einer Generation, die sich rechtfertigt, wenn sie drei Monate nicht effektiv war.

Ich würde heute immer noch gerne die Abschlussrede halten wollen. Nach 10 Jahren wünsche ich mir, dass wir schauen, wie es uns geht.

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