Sonntag, 27. Dezember 2009

Es ist heiligabend. Und ich sitze im zug. Fahre vorbei an riesenrädern, zwischen hochhäusern. An brachland. Leeren feldern. Mit den letzten resten schnee bedeckt. Eben am nachmittag schien hier und da die sonne. Nun wird alles in grau eingefangen. Nur die discounter-schilder leuchten. Es dämmert nicht einmal. Es ist einfach nur grau. Hausfassaden nehmen das grau auf. Kirchurmspitzen ragen in den himmel. So wird es sein im januar und februar.
Provinzbahnhöfe ziehen vorüber. Wir haben getrunken. Und gelacht. Und getanzt. Und ich habe keine einzelne minute der nacht in erinnerung. Alles war eins. Die lichter um uns herum leuchten. Erhitzt laufen wir durch die strassen, werfen uns worte vor die füße. Lachen uns an. Verstehen uns ohne viel zutun. Alles geschieht mit uns. Es gibt kein überlegen. Kein vertun. Wir sind freunde. Auf einmal. Hier und jetzt. Verspiegelte hausfassaden. Telefonate aus dem zug. Überall wünschen sie sich „frohe weihnachten“. Was würde passieren, wenn man sich sich einfach ins bett legen würde. Die pakete sind größer als die menschen.
Meine scham ist größer als ich selbst. Mein kopf platzt aus allen nähten.
Graffiti lässt das bahnhofsgebaude glühen.
Autoscheinwerfer schneiden sich durch die strassen. Alle sind freundlich. Nur ich nicht. Ich bin teilnahmslos. Alle werfen sich hinein in den trubel. Nur ich nicht. Ich lasse ihn ziehen. An mir vorbei. Er berührt mich nicht. Von nun an will ich alle berührungen vermeiden. Ich will nicht mehr, dass mich noch irgendwas berührt. Es war alles zuviel. Mein kopf ist immer randvoll. Und immer in bewegung. Nichts soll mich mehr einfangen. Ich will mich nichts und niemandem mehr zuwenden. Dann kann sowas nicht mehr passieren. Ich will nicht mehr einen fuss schneller vor den anderen setzen, so schnell, dass ich stolpere. Ich will nicht mehr mit euren mantras in den schlaf begleitet werden, wenn ich mich in eure betten lege. Ihr müsst mir keine pflaster mehr aufs knie drücken, weil ich mich hingelegt hab. Ich will, dass endlich ruhe einkehrt. Ich will niemanden vor den kopf stossen.
In den fenstern drücken sie sich gegenseitig die nasen platt. Im schnee sind letzte spuren von schneeengeln.
Ich will mir selbst genügen. Ich will, dass diese sehnsucht ein ende hat. Dass das verlangen nach wärme nur durch mich befriedigt wird. Denn mehr war es nicht.
Ein parkhaus bricht in sich zusammen. Auf seinem dach stand ein weihnachtsbaum. Als der pförtner die weihnachtsbaumspitze obenauf setzte, brach er mitsamt dem baum und dem parkhaus zusammen. Es war wohl zuviel des guten.

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